Neues aus dem Weihrauchland Oman 2017

Um gute Geschäftskontakte zu pflegen, ist der persönliche Kontakt sehr wichtig. Das gilt umso mehr in arabischen Ländern. Wir hatten letztes Jahr bei unserer großen Reise durch den Oman sehr viel Glück und konnten tatsächlich unser Vorhaben, dort vielleicht Kontakte für einen Direktimport des weltbesten Weihrauchs Al Hojari zu finden, erfolgreich abschließen. Wir konnten gleich 2 Händler gewinnen, die zudem gar nicht aus dem allgemeinen kommerziellen Feld kommen. Sie nutzen ihre exzellenten Kontakte exklusiv, bzw. hauptsächlich für uns.
Mittlerweile waren sie uns im Schriftverkehr und im angelaufenen Handel zu Freunden geworden und wir nutzten jetzt die Zeit, zum Ende der diesjährigen Weihrauchernte, sie Ende September für ein paar Tage zu besuchen.
Schon im Anflug auf Salalah begrüßten uns die durch den Khareef, den speziellen Sommermonsun, grün gewordenen Berge des Qara Gebirges. Wobei sie uns weniger grün erschienen wie im letzten Jahr. Und, wie wir erfuhren hatte es tatsächlich auch weniger geregnet. Das wiederum hat auch Auswirkungen auf die Weihrauchernte, wie wir noch sehen werden.
Die ersten 2 Tage gehörten dem erstem Händler, unserem omanischen Freund, der einem sehr alten Stamm der Jebali, dem Bergvolk, das das Dhofar Gebiet vor ca. 1000 Jahren als erstes besiedelt hat, angehört. Den Jebali gehört auch das Expertenwissen rund um den Weihrauch.
Er nahm sich gleich 2 Tage Zeit für uns und führte uns dabei noch tiefer in die Details der Geheimnisse des Weihrauchbaumes, dessen Wachstumsbedingungen, Ernte, Weihrauchqualitäten und -sortierungen ein.


Er weiß auch was Kamelen gut tut.
Nachdem ein Besuch auf einer Farm selbst für ihn mittlerweile mit enorm hohen Kosten verbunden wäre, BBC, Al Jazeera und Co, haben ganze Arbeit geleistet, arrangierte er für uns ein Treffen mit vier weiteren Jebali in einem entlegenen Teil des bekannten Wadi Dawkah Wir wurden sehr herzlich empfangen. Über 2 offenen Feuern kochte bereits der Reis und  brutzelte Kamelfleisch auf heißen Steinen.

Und es gab Wasser aus einem Sack aus Ziegenleder.

Auf zwei Teppichen wurde gegessen, die Jebali Männer getrennt von Birgit und mir. Der Respekt gebietet es den arabischen Männern getrennt von den Frauen zu essen.

Ansonsten wurde Birgit aber als Geschäftsfrau voll akzeptiert und alle kümmerten sich darum ihr Wissen an sie weiter zu geben und freuten sich an dem großen Interesse der deutschen Geschäftsfrau an Ihrem Wissen und den alten Traditionen.Deutschland hat einen exzellenten Ruf im Oman und wir spürten manchmal beinahe wie unser Händler damit angab, dass wir seine deutschen Freunde wären.
Fast hätte man ein touristisches Event vermuten können, wenn nicht die Hauptaufmerk-samkeit auf dem Weihrauch gelegen hätte. Ein Baum wurde für uns angezapft und wir bekamen Insiderwissen, dass wir bisher noch nirgends gefunden hatten. Was braucht der Baum, was macht eine bestimmte Stelle am Baum beim Tappen aus, was für Harz erzeugt man auf einer schattigen Tapstelle was auf einer sonnigen. Wie beurteilt man die Qualitäten, woher stammt der Weihrauch für den Sultan….

Dann hatten sie noch einen der 40Kg Säcke dabei, in denen der Al Hojari unsortiert im Oman gehandelt wird und begannen mit uns zu sortieren, um uns dabei noch einmal die Qualitäten zu erklären. Das machte allen viel Spaß und es gab viel zu lachen.


Aus so einem 40Kg Sack werden nicht mehr als 4-5 Kg guter Grad 1 aussortiert.

3 Jebali erklären Birgit auf was es bei den Qualitäten und beim Aussortieren ankommt.

Nachdem das Ganze eine Überraschung von unserem Händler für uns war und wir nicht im Geringsten geahnt hatten, was uns erwartet, waren wir am Abend diesen Tages noch ganz geflasht von so viel Gastfreundlichkeit und Inhalt und waren noch lange damit beschäftigt uns alles Wissen noch einmal zu erzählen und aufzuschreiben. Zudem fühlten wir uns um ein paar Freundschaften reicher. Unsere Händler meinte noch stolz, wir hätten uns arabisch richtig verhalten und er hätte Anerkennung für so respektvolle Freunde bekommen.

Den zweiten Tag begannen wir mit einem Besuch des Al Hafah Souqs, dem bekannten Weihrauch Markt, den wir zwar schon vom letzten Jahr kannten, aber wir wollten die aktuelle Stimmung abholen.

Uns wurde schnell klar, was unser Händler meinte, als er sagte, die diesjährige Qualität des grünen Grad 1 Al Hojari ist zwar an Aromen vorzüglich, aber an Größe und vor allem an verfügbarer Menge sehr gering. So explodierten zum Beispiel im Verlauf des Khareef die Preise auf eine Höhe, die es bisher noch nie gab und teilweise fast 40% über dem bisherigen Jahreshöchststand lag. Um die Preise für unsere Kunden halten zu können und die doch bestmögliche Qualität zu bekommen, entschieden wir mit unserem Händler noch 2 Wochen abzuwarten.
Auf dem Hafah Markt wurde uns natürlich alles Mögliche als erste Qualität angeboten, bis hin zu Sorten die gar kein Al Hojari waren. Was dann wenigstens Al Hojari war, würden wir höchstens als Grad 2-3 verkaufen. Lediglich einer holte nach längerem Nachbohren hinten aus dem Shop eine Tüte mit 2 Kilo Grad 1 in der exzellenten Qualität, wie wir sie kennen und verkaufen, unter seiner Theke hervor. Auch da waren die Stücke im Schnitt etwas kleiner als letztes Jahr.

Unser Händler meinte, der meiste Grad 1 geht gar nicht über den Hafah Souk, sondern direkt an omanische Kunden. Oder wird für diese gehortet um später bessere Preise zu bekommen.
Am Nachmittag machten wir es uns dann mit ihm in einem Straßencafe gemütlich, tranken schwarzen Tee und omanischen Kaffee mit Kardamom und machten uns an die weiteren Planungen für die Lieferungen für den Ulmer Weihnachtsmarkt 2017. Für diesen haben wir auf Anhieb die Zulassung bekommen und dürfen uns auf 1 Million Besucher freuen. Und da wollen wir natürlich unseren Al Hojari anbieten. Mit uns freut sich auch unser Händler, der mit uns, seinen deutschen Freunden sein Geschäft weiter aufbauen wird. Er lernt mittlerweile Deutsch, weil ihm die Sprache auch so gut gefällt. Wir vermuten aber, dass es eher beim Englisch hauptsächlich bleiben wird.

Der letzte Tag im Oman gehörte unserer Händlerin. Sie ist eine Nicht-Omanin, die aber im Oman lebt und als wissenschaftliche Mitarbeiterin im omanischen Ministerium arbeitet. Sie hatte schon nebenher mit einem kleinen Weihrauchhandel begonnen, als wir sie kennen lernten und war spezialisiert auf Weihrauch-Öl und Weihrauchseife. Als Wissenschaftlerin macht es ihr auch Spaß das Ganze mit chemischen Analysen zu begleiten. Sie ist für uns die Expertin, wenn es um das Innere des Weihrauchharzes und um die Aromen geht.
Um uns zu beliefern konnte sie mittlerweile eine omanische Frau anstellen. Frauen sortieren gewissenhafter als Männer, wie sie uns versicherte.
Bei unserem Treffen legte aber auch sie uns Proben vor, um sich das O.K. für die anstehenden Lieferungen von uns zu holen, da wie gesagt, die Qualität der Aromen fast höher ist wie letztes Jahr, aber die Größe der Stücke etwas darunterliegt. (Zum Hype der Größe der Weihrauchstücke auf dem Markt und was wirklich dahintersteckt, lesen Sie gerne mehr in einem meiner späteren Blogs.)
Wir berichteten bereits schon von unserer letzten Reise, wie die Omanis den Weihrauch Grad1 und 2 eher als Medizin betrachten. Sie legen ihn über Nacht in ein Glas frisches Wasser und trinken es am nächsten Morgen. Das wird als Medizin für Magen und Darm oder bei Krebserkrankungen betrachtet oder auch regelmäßig für das allgemeine Wohlbefinden getrunken. So wird es seit Jahrhunderten in diesem Land gepflegt. Zwei der Freunde unserer Händlerin, bzw. von einem die Mutter, behandeln damit erfolgreich ihre Krebserkrankung, wie sie uns erzählte. Sie selbst machte auch gute Erfahrungen mit dem Weihrauchwasser als Mittel zur Gewichtsreduzierung.
Jetzt berichtete Sie uns noch, dass seit neuestem versucht wird, und wir haben es selbst in einem Shop gesehen, Weihrauchwasserdestillat mit der gleichen medizinischen Wirkung  zu verkaufen.
Weihrauchwasserdestillat ist aber ein Produkt, dass bei der Destillation von Weihrauch-Öl anfällt und wird im Oman für die tägliche Kosmetik zum Beispiel zum pflegenden Abschminken verwendet. Es ist aber nicht das was beim Anlösen von Weihrauchstücken im Wasserglas entsteht. Nachdem sie selbst Weihrauch-Öl produziert und damit auch Weihtauchwasserdestillat herstellt, glauben wir ihr und bleiben für uns persönlich lieber dabei, jeden Abend ein Stück guten Al Hojari in ein Glas mit frischem Wasser zu legen.

Wir verabschiedeten Sie nach fast einem ganzen Tag des Austausches, auch privater Dinge und dem Gefühl wieder viel vor Ort über Weihrauch, Weihrauch-Öl und Weihrauchseife gelernt zu haben und mit dem Gefühl eine zuverlässige Partnerin mit exzellentem Wissen und Netzwerk zu haben.
Nachdem diese Reise ausschließlich geschäftlichen Zwecken diente, ging es auch schon am nächsten Tag in der Früh wieder heimwärts.

Angefüllt mit Wissen, warm ums Herz vor so viel Gastfreundschaft und mit noch mehr Liebe für dieses, unter den arabischen Ländern so einzigartige Land Oman, bestiegen wir den Flieger und waren uns sicher, wir kommen wieder.

Bernhard Adler
für Fa. Kirchen-Weihrauch, Birgit Adler

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